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Pubertät bei Hunden: Ein Balanceakt zwischen Wahnsinn und Weisheit

Willkommen in der wunderbaren Welt der pubertierenden Hunde – der Zeit, in der sämtliche Erziehungserfolge anscheinend den Weg der Socke gehen: nämlich verloren. Dein kleiner Vorzeigeschüler? Plötzlich ein rebellischer Fellball mit selektivem Hörvermögen? „Sitz“ ist jetzt optional, „Komm“ ein Fremdwort, und dein Hund hat scheinbar beschlossen, dass Entscheidungen ab sofort besser allein getroffen werden – zum Beispiel, ob der Nachbarshund wirklich ignoriert werden muss (Spoiler: Nein) Doch keine Sorge, es liegt nicht an dir –

… und nein, es ist auch kein „Charaktertest“. Du bist nicht allein im Chaos, und es gibt Licht am Ende des hormonellen Tunnels. Hier hilft vor allem eins: ein bisschen Wissen über das Hundehirn, gepaart mit viel Geduld, Selbstsicherheit, einem Schuss Gelassenheit und der einen oder anderen Prise Selbstironie.

Das Chaos im Hundehirn: Ein Umbau mit Folgen

Pubertät ist im Hundegehirn etwa so wie ein Umzug: Alles wird einmal ausgeräumt, neu geordnet, und einige Dinge verschwinden dabei auf mysteriöse Weise. Das limbische System (für die Emotionen zuständig) läuft auf Hochtouren, während der präfrontale Kortex (Impulskontrolle, Planung und Co.) noch im „Kommt-später“-Modus steckt. Die Folge? Der liebe Hund, der gestern noch ein Engel war, hat jetzt den Schalk im Nacken sitzen und tut, als hätte er das Wort „Komm“ nie gehört.

Keine Panik – das ist kein Gedächtnisverlust, sondern der turbulente Versuch des Gehirns, alte Synapsen auszumisten und neue zu bilden. Lernen bleibt in dieser Zeit trotzdem möglich, nur eben etwas wackeliger als gewohnt. Nennen wir es „abenteuerliche Stabilität“.

Missverständnis voraus: Problemverhalten oder einfach Wachstum?

Viele Menschen sehen die Pubertät als das ultimative „Jetzt-oder-nie“ für Gehorsam – oder eben als die Phase, in der Regeln strenger und Strafen intensiver werden müssen. Tatsächlich führt dieser Ansatz meist zu Frust auf beiden Seiten. Dein Hund benimmt sich nämlich nicht „ungehorsam“ oder „problematisch“, sondern schlichtweg pubertär. Also entspannt euch, atmet tief durch und erkennt: Das ist keine Dauer-Charakterprüfung, sondern eine ganz normale Reifungsphase, in der Regeln zwar bestehen, aber ohne „militärischen Drill“.

Grenzen setzen: Souverän statt kleinlich

Ja, auch in der Pubertät braucht der Hund klare Grenzen – nur keine, die alle fünf Minuten neu gesetzt werden. Konsequent bedeutet hier nicht „stramm stehen“, sondern verlässlich bleiben. Dein Hund liebt Sicherheit, besonders in dieser Phase. Also bleib kongruent: Wenn du „Nein“ sagst, dann bitte mit Nachdruck und einem Lächeln – nicht mit Strenge. Und wenn du ja sagst, dann auch ohne tägliches Update der Regeln.

Logische Konsequenzen statt willkürlicher Strafaktionen? Unbedingt! Kein Hund braucht ständige „Ermahnungen“. Was er jetzt braucht, sind klare Ansagen und das gute Gefühl, dass die Regeln weder eskalieren noch spontan erfunden werden.

Verknüpfungsfallen und kreative Eigenlösungen

In der Pubertät beginnt dein Hund möglicherweise, auf „eigenwillige“ Lösungen zu setzen, die seine Bedürfnisse bedienen. Ein Klassiker: der Rückruf. Der Hund merkt plötzlich, dass Ignorieren ihn nicht nur vom „Komm“ befreit, sondern ihm auch Extrazeit zum Schnüffeln verschafft. Was entsteht? Ein herrliches Muster, das sich hartnäckig einprägt und von ihm begeistert angewendet wird. Die Lösung? Strukturiertes Management und situationsgerechte Alternativen. Vermeide die typische „Ach, er hat’s halt wieder vergessen“-Einstellung und gib ihm klare Hinweise, dass so manches Verhalten auch eine Grenze hat.

Warum Strafen und Korrekturen bei Pubertierenden meist ins Leere laufen

Ein Wort zu Strafen: Lass es sein. Das Gehirn deines Hundes reagiert in der Pubertät besonders empfindlich auf emotionale Reize und weniger auf logische Konsequenzen. Harsche Strafen führen eher zu Stress und Verwirrung als zu Lerneffekten. Die Geduld ist hier dein bester Begleiter – auch wenn’s schwerfällt. Ein Hund, der das Vertrauen in sein Mensch verliert, findet die Pubertät (noch) viel stressiger, und du bekommst Frustrationsreaktionen, die keiner braucht.

Management, Vertrauen und eine gute Portion Humor

Statt in den Trainingsmodus zu schalten, stell die Weichen so, dass ungewollte Verhaltensweisen gar nicht erst entstehen. Du kennst deinen Hund besser als jeder andere – also weißt du, wo die neuralgischen Punkte liegen. Leine dranlassen, weniger Druck und ein paar einfache Signale wirken hier Wunder und lassen euch beide entspannter durch diese Phase gehen. Fokussiere dich auf Bindung, Vertrauen und gemeinsame Erlebnisse. Einfache Dinge wie entspannte Spaziergänge und Spielmomente schaffen einen stabilen Rahmen, in dem dein Hund lernt, dass er sich auf dich verlassen kann – und das ohne Überforderung.

Fazit: Pubertät als Chance für Humor und eine stabile Bindung

Die Pubertät ist ein echter Gedulds-Test – für dich, für deinen Hund und für alles, was du bisher gelernt hast. Aber genau das macht sie auch wertvoll. Lass dich nicht von kleinen Eigenheiten aus der Ruhe bringen, sondern sieh es als Gelegenheit, Vertrauen und Zusammenhalt zu stärken. Mit Gelassenheit, Humor und klaren, liebevoll gesetzten Grenzen werdet ihr beide diese Zeit überstehen. Und am Ende steht eine Beziehung, die gestärkt ist – und eine kleine Geschichte, die man später lachend erzählt.

Und brauchst du Unterstützung dann melde dich gerne bei mir…eure Dani!